Die Kultur des Reisens

Die Erholung bietet heute ein Gegengewicht zum Arbeitsalltag und zum Leben in der städtischen Umwelt. Der Tourismus stellt damit lediglich eine Flucht aus dem Alltagsleben dar, ohne die fluchtauslösenden Faktoren zu beeinflussen. Die Reduktion der Urlaubsreise auf Erholung und oberflächliches Erleben ist ein höchst folgenreicher Vorgang. Beim erholungsorientierten Urlauber ist die Erfüllung seiner vorrangigen Bedürfnisse so zentral, dass das Zielland austauschbar und beliebig wird.

So hat sich der Badeurlaub, als die "systematische allmähliche Erzeugung von Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung", zur beliebtesten Form der scheinbaren Erholung entwickelt. Dies hängt vermutlich mit dem geringen Flächenbedarf der Badetouristen zusammen, denn keine andere Erholungsart lässt sich so leicht standardisieren, mit ergänzenden Angeboten anreichern und auf so geringem Raum ansiedeln. Ein Wandel in der Tourismusentwicklung ist notwendig, da Tourismus mehr ist als nur "ökonomische Transaktion" und gewinnträchtiger Wirtschaftszweig. Er ist Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung, der Lebensqualität, der Kultur und der internationalen Beziehungen. Diese Funktion kann er aber nur erfüllen, wenn die Urlauber ihre Bedürfnislosigkeit aufgeben. Erst wenn die Touristen ihre Ansprüche anmelden und ihnen nicht nur ein hohes Niveau materieller Ausstattung wichtig ist, sondern mehr inhaltliche Qualitäten von der Reise verlangen, lassen sich neue Impulse erwarten.

Karten der Diareihe

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